Das Buch der Bücher im Orient
Die Bibel hat nicht nur ihren Ursprung im Vorderen Orient, sondern fand auch innerhalb der Region weite Verbreitung. Für eine Vielzahl jüdischer und christlicher Gemeinschaften im Vorderen Orient und Nordafrika war und ist sie der zentrale Text ihrer Konfession. In jeder dieser Gemeinschaften gibt es deshalb eine lange Tradition der Überlieferung und oft auch der Übersetzung der Bibel – beispielsweise ins Syrische, Armenische, Koptische, Alt-Äthiopische oder Arabische. Islamische Handschriften über die Propheten zeugen von der islamischen Rezeption der Bibel.
Kostbare Bibelhandschriften der Staatsbibliothek zu Berlin
Die hier präsentierten Bibelhandschriften der Staatsbibliothek entstammen unterschiedlichen Orten und Zeiten: Von Äthiopien bis Armenien, von Ägypten bis Nordindien reicht der Raum, aus dem die Handschriften kommen. Die älteste hier präsentierte Handschrift datiert auf das 4. Jahrhundert n. Chr., die jüngste auf das 19. Jahrhundert.
Diese Online-Ausstellung entstand im Rahmen des Buchprojektes „Orientalische Bibelhandschriften der Staatsbibliothek zu Berlin – PK: Eine illustrierte Geschichte“, einer Kooperation der Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin mit Dr. Ronny Vollandt, Professor für Judaistik an der LMU München.
Blatt XV, Handatlas zur allgemeinen Weltgeschichte - cc-by-nc-sa
Quelle: Benicken, Friedrich Wilhelm: Handatlas der allgemeinen Weltgeschichte, Weimar: Verlag des L.-Industrie-Comptoirs, [1812 – 1824] (Signatur der Staatsbibliothek: IIIC Kart U 166)
Ihren Weg in die Staatsbibliothek zu Berlin fanden die Handschriften meist über europäische Gelehrte, die die Handschriften im Vorderen Orient ankauften und sie der Staatsbibliothek verkauften, schenkten oder hinterließen.
Bereits im Gründungsbestand der damaligen Kurfürstlichen Bibliothek fanden sich orientalische Handschriften. Im 17. und 18. Jahrhundert kamen weitere Handschriften durch Ankäufe aus Gelehrtennachlässen hinzu, bevor die Sammlung im 19. Jahrhundert ihren großen Aufschwung nahm.
Portrait Eduard Sachau – cc-by-nc-sa
Zu den christlich- und jüdisch-orientalischen Beständen trugen besonders zwei Orientalisten bei: Julius Heinrich Petermann (1801-1876) und Eduard Sachau (1845-1930).
Beide unternahmen im Auftrag des preußischen Staates Reisen in den Vorderen Orient, Sachau etwa 1879/80 in die heutige Türkei, nach Syrien und in den Irak. Über seine auf der Reise geknüpften Kontakte erwarb er von Berlin aus ungefähr 270 Handschriften und 50 Drucke für die Königliche Bibliothek, darunter viele christlich-syrische Stücke.
Insgesamt sind heute etwa 1700 Bände der Staatsbibliothek dem Christlichen Orient oder in der jüdischen Tradition wurzelnden Gemeinschaften des Vorderen Orients zuzuordnen.