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Die Peschitta – und andere syrische Übersetzungen der Bibel

In ihrer Bedeutung für den Mittelmeerraum durchaus vergleichbar mit der griechischen Literatur ist die syrische Literatur. Sie ist vor dem Beginn der Neuzeit eine fast ausschließlich christliche Literatur und stellt zahlenmäßig den größten Anteil der christlich-orientalischen Handschriften.

Das Syrische

Das Syrische gehört zu den Dialekten des Aramäischen. Unter dem Namen Aramäisch fasst man eine Untergruppe der semitischen Sprachen zusammen, die sehr nahe miteinander verwandt sind, sich aber regional über einen längeren Zeitraum hin unterschiedlich ausgeformt haben.

Das Syrische ist der Dialekt des Mittelaramäischen, der im heutigen Grenzgebiet der Türkei, Syriens, Iraks und Irans gesprochen wurde. Das moderne Syrisch teilt sich in die Dialektgruppierungen des West- und des Ost-Syrischen auf.

Die syrische Schrift

Die syrische Sprache wird mit einer Konsonantenschrift, bestehend aus 22 Buchstaben, geschrieben. Die meist benutzte Schriftart des klassischen Syrisch ist das Estrangelo. Nach dem 7./8. Jahrhundert kommen zwei weitere, nahe beieinander stehende Schriftarten häufiger vor: Serto findet hauptsächlich bei den West-Syrern Verwendung, wohingegen Madenhaja die Schriftart der Ost-Syrer ist. Alle drei Schriftarten sind seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. belegt.

Nicht eine – viele Übersetzungen …

… der Bibel existieren auf Syrisch. Die am weitesten verbreitete wird als Peschitta bezeichnet, wörtlich „Die Einfache“. Die Peschitta-Übersetzung des Alten Testaments ist die älteste Form des syrischen Alten Testaments und basiert auf einem Text der hebräischen Bibel, der dem Text ähnelt, der im 1. Jahrhundert n. Chr. zum Standardtext wurde.

In vielen Fällen steht der syrische Text im Einklang mit der jüdischen Interpretation der hebräischen Bibel, wie sie in der frühen Spätantike gängig war. Die Quellen vieler, wenn nicht gar der meisten dieser Interpretationen sind in den jüdischen Targumim zu suchen, die in verschiedenen aramäischen Dialekten abgefasst worden sind. Zugleich zeigt sich bei vielen Büchern des Alten Testaments aber auch der Einfluss der griechischen Septuaginta.

  • 3D-Foto des roten Ledereinbands mit eingeprägten Verzierungen
  • Seite 65 des Kodizes mit syrischem Text sowie einer Randverzierung in Form eines Vogels
  • Seite 67 der Handschrift mit Text in syrischer Serto-Schrift, Text in schwarz und rot
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Reisebibel, Mardin (Türkei), 1842 n. Chr., Sachau 227 - cc-by-nc-sa

Dieses kleine Reisebüchlein (182 Blatt) in einem roten Ledereinband misst nur 9 x 6,8 cm. Geschrieben wurde es in der Serto-Schrift, es beinhaltet das Buch der Psalmen sowie verschiedene biblische Gesänge, das Vater Unser und das Glaubensbekenntnis. Die Psalmen sind nach den Gebetszeiten des Tages geordnet. Nach einer Notiz des Schreibers, des Mönchs und Presbyters Zayta aus dem Kloster Zaʿfran bei Mardin, fertigte er das Büchlein im Jahr 1842 für seinen Freund, den Diakon Abbo aus Mosul, an.

Für das Neue Testament existieren mehrere Übersetzungen: das Diatessaron, die altsyrische Übersetzung, die Peschitta, die Philoxeniana und die Harkleana, sowie die christlich-palästinische aramäische Version.

Folio 1r der Handschrift mit zweispaltigem Text in syrischer Estrangelo-Schrift

Evangelien, 5.-9. Jhd. n. Chr., Ms. or. quart. 528 - cc-by-nc-sa

Diese Pergamenthandschrift in Estrangelo-Schrift enthält Bruchstücke verschiedener syrischer Übersetzungen der Evangelien, u.a. der altsyrischen Übersetzung. Die einzelnen Teile der Handschrift sind unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlich alt: die ältesten stammen aus dem 5., die jüngsten aus dem 9. Jhd.

Syrische Handschriften der Staatsbibliothek zu Berlin

Die syrischen Handschriften der Staatsbibliothek kamen im späten 19. und frühen 20. Jhd. vor allem durch Eduard Sachau in die Staatsbibliothek. Darüber hinaus trugen auch der Ostsyrer Paulus Bedjan und der Chaldäer Alphons Mingana zur Sammlung bei. Bei den syrischen Handschriften der Staatsbibliothek handelt es sich deshalb zum großen Teil um ostsyrische Handschriften.
Zu den Katalogen der syrischen Handschriften kommen Sie hier.

Die armenische Bibelübersetzung

Astvatsashuntch, Odem Gottes, wird die Bibel im Armenischen genannt. Abgesehen von ihrer religiösen Bedeutung nimmt sie die zentrale Stellung in der klassischen armenischen Literatur und Kultur ein.

Das historische Armenien, dessen Geschichte bis weit in die vorchristliche Zeit zurückreicht, erstreckte sich über ein Siedlungsgebiet zwischen drei Seen: dem Sewan-See im Norden (heute auf armenischem Staatsgebiet), dem Vansee im Westen (heute auf türkischem Staatsgebiet) und dem Urmia-See im Süden (heute im Norden des iranischen Staatsgebiets). Es wurde durch Kura, die Südwestküste des Kaspischen Meeres, die Taurus-Kette und den Oberlauf des Euphrats begrenzt.

Seine größte Ausdehnung erfuhr das armenische Königreich unter Tigranes II (94-56 v. Chr.). Um 300 erklärte König Trdat III. Armenien zum ersten christlichen Staat der Welt. Seit dem Verlust der Eigenstaatlichkeit im Kerngebiet im 11. Jahrhundert wurde Armenien zum Zankapfel und Kriegsschauplatz in den Auseinandersetzungen seiner mächtigen Nachbarn.

  • Ledereinband der Handschrift mit eingeprägtem Kreuz auf der Vorderseite
  • Ledereinband der Handschrift mit Buchrücken und Signaturschild
  • Miniatur Stammbaum Christi
  • Miniatur Verkündigung Mariens
  • Miniatur Geburt Christi
  • Folio 313r der Handschrift mit zweispaltigem Text in armenischer Schrift
  • 3D-Foto des Bandes
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Evangeliar, Harhoc’ (Türkei), 1450 n. Chr., Minutoli 291 - cc-by-nc-sa

Dieses Evangeliar stammt aus dem ländlichen Armenien und wurde augenscheinlich sehr häufig im Gottesdienst verwendet. Die Miniaturen zeigen den Stammbaum Christi (1v), die Verkündigung Mariens (2r) und Christi Geburt (2v). Die Ausstattung der Handschrift ist bescheiden, der Schreiber Yovhannes beklagt „die bitteren und bedrängnisvollen Zeiten“.

Die Bibel – Beginn der armenischen Literatur

Die Erstübersetzung der Bibel ins (Alt-)Armenische oder Grabar erfolgte durch eine Gruppe von Übersetzern zu Beginn des 5. Jahrhunderts. Darunter war der Erfinder der armenischen Schrift, Mesrop Mashtoz. In dieser ersten Phase der Bibelübersetzung lagen wohl vor allem syrische Vorlagen der armenischen Übersetzung zugrunde, später wurden auch griechische Handschriften zur Revision und Verbesserung herangezogen.

Der Bibelübersetzung folgte die Übertragung antiker Geschichtswerke, sowie philosophischen und theologischen Schrifttums ins Armenische. Die Jahrzehnte nach der Bibelübersetzung gelten heute als das „Goldene Zeitalter der armenischen Literatur“.

Die armenische Schrift

Hundert Jahre nach der Christianisierung Armeniens machte sich der Mönch und Gelehrte Mesrop Mashtoz um 405 daran, ein eigenständiges Alphabet für das zu den indogermanischen Sprachen gehörende Armenisch zu entwerfen. Dieses rechtsläufige, phonetische System verfügte über 36 Buchstaben und bildet (um zwei Buchstaben erweitert) auch die moderne armenische Sprache bis heute perfekt ab.

Armenische Buchkunst

Die armenische Handschriftentradition setzte im 5. Jahrhundert ein und endete im 19. Jahrhundert. Von Beginn an erscheint das armenische Buch in Kodexform – der älteste erhaltene vollständige Kodex stammt aus dem 9. Jahrhundert.

Diese entstanden überwiegend in den Skriptorien der Klöster, wo Schreiber, Miniaturmaler und Buchbinder zusammen arbeiteten.

Bucheinband

Die Armenier entwickelten eine eigenständige Art des Bucheinbandes, dessen Charakteristikum in seiner hohen Stabilität liegt. Der Text wurde auf acht bis zwölf Lagen geschrieben, die anschließend zu einem Buchblock zwischen meist lederbezogenen Holzdeckeln zusammengebunden wurden. Meist konnte das Buch mit zwei bis drei Schließen fest verschlossen werden.

Erinnerungsschriften

Fast jede Handschrift enthielt eine oder mehrere Erinnerungsschriften. Darin vermerkt der Schreiber seinen Namen, den Entstehungszeitpunkt und –ort der Handschrift, oft auch die Umstände seines Wirkens und die geschichtlichen Zeitumstände. Diese Texte sind wichtige historische Quellen.

Buchillumination und -illustration

Armenien entwickelte eine bedeutende Tradition der Buchillumination und -illustration, die einen eigenen Weg zwischen byzantinischen, abendländischen und orientalischen Einflüssen ging. Ausgeprägte Regionalstile entwickelten sich zum Beispiel in der Van-See-Region (Vaspurakan), Neu-Dschulfa (Isfahan), Kilikien oder Konstantinopel.

  • Miniatur Einzug Jesus nach Jerusalem
  • Miniatur Abendmahl
  • S. 278 mit zweispaltigem Text in armenischer Schrift und mit Buchschmuck
  • S. 279 der Handschrift mit zweispaltigem Text in armenischer Schrift und Randillustration
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Evangeliar, Konstantinopel, um 1650, Ms. or. oct. 3690 - cc-by-nc-sa

Dieser Kodex enthält die vier Evangelien mit Parallelstellen. Die Anfänge der Evangelien sind jeweils mit kunstvollen, rot, blau und lila-farbigen Initialen in Vogel- oder Menschengestalt verziert, die Kapitelanfänge mit Goldinitialen.

Die prächtige Ausstattung mit Malereien, die Verwendung von feinem, papierdünnem Pergament sowie der großzügige Gebrauch von Blattgold sprechen für einen Auftraggeber aus wohlhabendem Kaufmannsmilieu. Beim Einband handelt es sich um eine typische armenische Arbeit.

Komplette Abschriften der gesamten Bibel sind eher die Ausnahme. Am häufigsten wurden die vier Evangelien kopiert – aus praktischen Erwägungen und weil den Evangelien eine zentrale Rolle in der armenischen Liturgie zukommt.

Schon früh, nämlich seit 1512, wendeten sich die Armenier dem gedruckten Buch zu. Dies hat dazu beigetragen, dass die Handschriftenproduktion seit dem 18. Jahrhundert kontinuierlich zurückging.

  • fol. 4v der Handschrift mit Buchschmuck
  • fol. 29r der Handschrift mit zweispaltigem Text in armenischer Schrift und Buchschmuck
  • Miniatur des Evangelisten Johannes
  • fol. 190r der Handschrift mit Buchschmuck
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Heilevangeliar, Gori (Georgien), 1707 n. Chr., Ms. or. quart. 337 - cc-by-nc-sa

Heilevangeliare dienten dem Trost und der Heilung von Schwerkranken. In ihnen sind die Texte zum Heilungswunder Christi versammelt, die am Krankenbett verlesen werden konnten.
Die verschwenderische Ausstattung mit unzähligen Miniaturen, Goldinitialen, Schmuckbuchstaben in Tier-, Vogel- oder Menschengestalt, Blumenranken und Randverzierung in leuchtenden Farben spricht für einen ausgesprochen wohlhabenden Auftraggeber.

Armenische Handschriften der Staatsbibliothek zu Berlin

Die ersten vier armenischen Handschriften kamen bereits im 17. Jahrhundert durch den Orientalisten Theodor Peträus in die damalige Kurfürstliche Bibliothek. Im 19. Jahrhundert kamen weitere Handschriften hinzu. Sie stammten vorrangig aus Persien und dem Osmanischen Reich und wurden als Teil der bedeutenden Sammlungen Minutoli und Petermann erworben.

Zu den Katalogen der armenischen Handschriften kommen Sie hier.

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