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Die hebräische Bibel

Die hebräische Bibel ist die Heilige Schrift des Judentums. Sie setzt sich aus 24 Büchern zusammen, die in drei große Gruppen geteilt werden: die Tora, die Propheten (neviʾim) und die Schriften (ketuvim). Aus den Bezeichnungen dieser drei Teile wird das Akronym TaNaKH gebildet, das die hebräische Bibel als Ganzes bezeichnet.

Bis sich diese Zusammenstellung an Büchern etabliert hatte, vergingen mehrere Jahrhunderte: Die Zusammenstellung der Tora war bereits in persischer Zeit abgeschlossen, für die Schriften dauerte dies bis ins 3./4. Jahrhundert n. Chr.

Die Tora

Die Tora gilt als Offenbarungsschrift, die von Gott Mose und den Israeliten am Sinai nach dem Auszug aus Ägypten und während der Wüstenwanderung übergeben wurde. Sie besteht aus den fünf Büchern Genesis (Bereshit), Exodus (Shemot), Leviticus (Wayiqra), Numeri (Bemidbar) und Deuteronomium (Devarim). Das hebräische Wort Tora bedeutet „Lehre“ oder „Unterweisung“, nicht „Gesetz“, ein Begriff der aber häufig als Übersetzung verwendet wird und auf die in der Tora auch enthaltene Gesetzgebung verweist.

Die Prophetenbücher

Die Prophetenbücher, unterteilt in die früheren (Josua, Richter, Samuel I, II, Könige I, II) und die späteren Propheten (Jesaja, Jeremia, Ezechiel, 12 kleine Propheten), nehmen den zweiten Rang in der theologischen Bedeutung und auch an Heiligkeit ein, da in ihnen die Berichte über die Propheten und ihre Prophezeiungen als indirekte Offenbarung niedergeschrieben sind.

Die Schriften

Die Schriften (Psalmen, Hiob, Sprichwörter, Rut, Hoheslied, Kohelet, Klagelieder, Ester, Daniel, Esra und Nehemia, Chronik) gelten als lediglich prophetisch inspiriert und stehen daher auf einer niedrigeren Stufe von Heiligkeit.

Die Hebräische Schrift

wird von rechts nach links geschrieben und besteht aus 22 Konsonanten. Vokale können durch zusätzliche Zeichen über oder unter der Zeile ergänzt werden, sind jedoch nicht zwingend notwendig, um einen hebräischen Text lesen zu können.

Von der Schriftrolle zum Kodex

Entsprechend der antiken Tradition wurde die hebräische Bibel auf Rollen geschrieben. Die ältesten dieser Schriftrollen stammen aus dem 3. Jh. v. Chr.

  • Esterrolle, geschlossen
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Esterrolle, Jemen, vermutlich 17./18. Jahrhundert, Hs. or. 13926 - cc-by-nc-sa

Die charakteristische Schrift und das Material verweisen eindeutig auf die jemenitische Herkunft. Die Rolle ist 2,60m lang und zwischen 26,0 und 27,5cm hoch. Sechs Häute unterschiedlicher Breite wurden zusammengenäht.
Das Buch Ester gehört in der hebräischen Bibel zur Abteilung der Schriften und auch zur Gruppe der fünf Megillot, der Bücher, die für den liturgischen Gebrauch in Rollenform niedergeschrieben werden.

Spätestens ab dem Mittelalter nahm auch das Judentum die neue Form des Kodex auf – das Buch, wie wir es heute kennen. Anders als in Christentum und Islam wurde aber die Rolle im Judentum nicht aufgegeben. Ihr Gebrauch war und ist vielmehr für liturgische Zwecke vorgeschrieben. Der Kodex wird dagegen für Studienzwecke benutzt.

Kodex mit Schriften, Irak, 9. Jhd. n. Chr., Ms. or. quart. 680, fol. 63r - cc-by-nc-sa

Dieser Kodex aus Pergament gehört zu den ältesten und interessantesten hebräischen Handschriften der Berliner Sammlung. Er kann in das 9. Jahrhundert datiert werden und gehört damit zu einer Gruppe von mittelalterlichen Kodizes, die die ersten überlieferten Textzeugen der hebräischen Bibel seit dem 1. Jhd. n. Chr. darstellen.

Die Bedeutung dieser Handschrift liegt in der Überlieferung der später weitgehend in Vergessenheit geratenen babylonischen Texttradition, die gegenüber dem im Mittelalter fixierten Standardtext der Bibel Aussprachevarianten und andere Lesarten sowie eine eigene Tradition der Kommentierung bewahrt.

Juden in Babylonien

Bereits seit dem sogenannten babylonischen Exil (6. Jahrhundert v. Chr.) befanden sich auch jüdische Siedlungen im Gebiet zwischen Euphrat und Tigris. Dort blühten in der Spätantike bis in das 11. Jahrhundert hinein die berühmten Talmud-Akademien von Nehardea, Sura und Pumbedita.

Aramäische Übersetzungen

Seit dem 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. setzte sich in Palästina das Aramäische als gesprochene Sprache neben dem Hebräischen durch. Mit der Zeit wurde das Hebräische von weiten Teilen der Bevölkerung nicht mehr verstanden. Es ergab sich so die Notwendigkeit einer Übersetzung des biblischen Textes in das Aramäische. Diese Übersetzungen werden als Targum bezeichnet.

Seite 189/Folio 92r der Handschrift mit Text in hebräischer Schrift und Randbemerkungen

Kodex mit Targum Jonatan, Sanaa (Jemen), 1482/1483 n. Chr., Ms. or. quart. 578, fol. 92r - cc-by-nc-sa

Diese Handschrift umfasst neben einem einleitenden Text zur hebräischen Grammatik die prophetischen Bücher Josua, Richter, Jeremia und Ezechiel sowie den klassischen babylonischen Targum zu den Propheten.

Hebräische Handschriften der Staatsbibliothek zu Berlin

Die Sammlung hebräischer Handschriften in Berlin gehört zu den wichtigsten und umfangreichsten Sammlungen ihrer Art in Deutschland und enthält so berühmte Handschriften wie die weltweit größte hebräische Pergamentbibel, die sogenannte Erfurter Bibel (Ms. or. fol. 1210/1211). Ein kleinerer Teil der Sammlung stammt aus dem Vorderen Orient oder Nordafrika. So wurden im 19. Jahrhundert zahlreiche Manuskripte aus dem Jemen angekauft und  weitere orientalische Handschriften von dem Händler Moses Wilhelm Shapira erworben.

Zu den Katalogen der hebräischen Handschriften kommen Sie hier.

Septuaginta: Die älteste griechische Übersetzung

Gemäß einer Legende war es der ägyptische König Ptolemaios II. (285-247 v. Chr.), der die Übersetzung der Tora ins Griechische in Auftrag gab. Er hatte von der Existenz eines ehrwürdigen Buches bei den Juden gehört und wollte für die berühmte Bibliothek von Alexandria eine Abschrift beschaffen.

Der Hohepriester des Tempels in Jerusalem sandte schließlich auf Bitte des Königs eine wertvolle Torarolle aus dem Tempel nach Alexandria. Begleitet wurde diese von 72 jüdischen Gelehrten, die die Schrift gemeinsam vom Hebräischen ins Griechische übertrugen. Dieser Legende verdankt die älteste Übersetzung der Bibel ins Griechische ihren (lateinischen) Namen: Septuaginta, siebzig, unter Verweis auf die (ungefähre) Zahl der Übersetzer.

Ob sich diese Geschichte tatsächlich so zugetragen hat, wissen wir nicht. Gesichert ist, dass die Septuaginta ungefähr im dritten vorchristlichen Jahrhundert in Alexandria bzw. im hellenistischen Ägypten ihren Anfang nahm und tatsächlich das Werk mehrerer Übersetzer ist. Sie ist zugleich auch die erste uns bekannte Übersetzung eines religiösen Textes überhaupt.

Ein Text in Bewegung

Die Septuaginta war seit ihrer Entstehung kontinuierlich Überarbeitungen unterworfen. Neben Korrekturen in einzelnen Büchern wissen wir von drei systematischen Revisionen der gesamten Septuaginta aus dem 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.

Die jüdischen Autoren dieser Revisionen hießen Aquila, Symmachos und Theodotion. Ihr Ziel war es, den Text der Septuaginta möglichst eng an den zu ihrer Zeit maßgeblichen hebräischen Text der Bibel anzugleichen.

  • Rückseite des Papyrusfragments mit sieben Zeilenresten in griechischer Schrift
  • Vorderseite des Papyrusfragments mit sieben Zeilenresten in griechischer Schrift
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Genesis-Fragment, um 500 n. Chr., P. 17035, Papyrussammlung des Ägyptischen Museums Berlin

Bei diesem Fragment aus dem Buch Genesis könnte es sich um einen Teil des von Symmachos überarbeiteten Textes der Septuaginta handeln. Handschriftliche Belege der Revisionen sind selten – umso wertvoller für die Forschung ist dieses nur 3,5 × 4,6 cm messende Papyrusfragment. Über seine Herkunft ist leider nichts bekannt.

Auch das junge, aus dem Judentum entstandene Christentum übernahm die Septuaginta.
Neben vollständigen Ausgaben der Septuaginta und Papyrus- oder Pergamentfragmenten stellen auch Lektionare – Bücher, die die Lesungen für die Gottesdienste enthielten – einen bedeutenden Zweig der handschriftlichen Überlieferung dar.

fol. 1r mit zweispaltigem Text in griechischer Schrift; Verzierung, Überschrift und Initiale mit roter Tinte ausgeführt

Lektionar, Katharinenkloster (Ägypten), 10. Jhd. n. Chr. oder früher, Ms. graec. fol. 30, fol. 1r - cc-by-nc-sa

Dieser Kodex enthält Teile eines sehr alten Lektionars. In der Überschrift ist neben einer Benediktion der Tag und der Inhalt für die Lesung angegeben: der 1. September, Verse aus der Weisheit Salomos (Sap. 3,1-9). Der Lesetext ist in einer besonders deutlichen Unzialschrift wiedergegeben. So konnte er auch in einer nur spärlich beleuchteten Kirche gelesen werden. Die kleinen roten Zeichen sollten helfen, den Vortrag zu akzentuieren.

Griechische Handschriften der Staatsbibliothek zu Berlin

Die Sammlung griechischer Handschriften an der Staatsbibliothek wurde vor allem im Laufe des 19. Jahrhundert aufgebaut. Die Handschriften stammen meist aus byzantinischer Zeit, neben dem teuren Pergament kam hier zunehmend das weitaus günstigere Papier als Beschreibstoff zum Einsatz.

Zur Signaturenübersicht der abendländischen Handschriften der Staatsbibliothek kommen Sie hier. In Berlin befindet sich darüber hinaus eine der größten Papyrussammlungen weltweit, die zahlreiche interessante griechische Texte enthält.

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